UNITEIS e.V. zum Thema „Eis wird teuer“

Je mehr die Jahre ins Land gehen, desto weniger Ereignisse gibt es, an die wir uns erinnern. Die meisten von uns werden jedoch vermutlich eine Sache aus frühester Kindheit nicht vergessen haben: Die allererste Eiskugel! Und jeder denkt dann automatisch daran, wie preiswert es doch einmal war. 40 Pfennige, 30 oder aber … Jede Generation ist mit anderen Kugelpreisen aufgewachsen und je älter man heute ist, desto weniger kostete damals eine Kugel Eis. Keiner weiß heute mehr wie teuer ein Brötchen, ein Rosinenbrötchen, eine Zimtschnecke oder aber ein Liter Milch vor 10 oder 20 Jahren war. Spricht man jedoch vom Eis, scheint es jedem im Gedächtnis geblieben zu sein. Das Produkt Eis nimmt einen besonderen Platz in der Erinnerung der Deutschen ein. Während man Erinnerungen jedoch unter einer Glasglocke verwahren kann, wo sie in ihrer Schönheit unverändert bleiben, so ist ein Produkt vom Markt abhängig und kann daher nicht bei gleichbleibendem Preis „eingefroren“ werden.

Anbei ein kleines Rechenbeispiel zur Veranschaulichung: 1961 kostete eine Kugel Eis 10 Pfennige, ein 190er Mercedes 9.300 DM und die Zeitschrift Auto Motor Sport 1,50 DM. Heute muss man für den Mercedes ca. 60.000 Euro und für die Zeitschrift 3,70 Euro bezahlen. Wendet man nun die Preisentwicklung des Mercedes auf das Eis an, so würde eine Kugel heute 5,50 Euro kosten, nimmt man die Preisentwicklung der Zeitschrift, wären es lediglich 2,50 Euro. Tatsache ist jedoch, dass eine Eiskugel heute in Deutschland je nach Lage und Größe der Eisdiele zwischen 70 Cent und 1,30 Euro kostet!

Der Kugelpreis ist keine willkürliche Entscheidung, die jeder Inhaber einer Eisdiele urplötzlich trifft. Er errechnet sich aus den Betriebskosten, die zu Beginn der Saison kalkuliert werden. Eine Kugel in einer Eisdiele mit großer Terrasse und viel Personal im Zentrum von München kostet sicherlich mehr als eine Kugel in einer Eisdiele auf dem Land. Außerdem beeinflussen Grundkosten wie Miete, Personal, Versicherungen und Strom sehr stark den Preis. Hinzu kommen die Ausgaben für die Zutaten: je höher deren Qualität, desto besser schmeckt das Eis, es ist aber auch zwangsläufig teurer. Nicht zuletzt sind außerdem Kostenpunkte wie die Eintragung in die Handwerksammer, die Kooperation mit einem Hygieneinstitut für die Einhaltung des HACCP-Konzepts, die Beauftragung eines Steuerbüros, Aufwendungen für Werbung und Ausstattungstilgungen zu berücksichtigen.

Mit Blick auf die Zutaten muss noch erwähnt werden, dass die Preise für Milch und Milchprodukte sowie Zucker im Verlaufe der letzten Jahre sehr stark gestiegen sind. Da die Verwendung von unverfälschten und landestypischen Zutaten und die Frische der Herstellung ein wichtiges Anliegen des Dachverbandes der italienischen Eisproduzenten in Deutschland ist, wird das italienische Gelato mit deutschen Zutaten wie z.B. Milch, Sahne und Joghurt täglich frisch produziert. Die eiskalte, köstliche Erfrischung besteht bis zu 70 % aus Milch und Sahne. Die Verteuerung der Rohstoffpreise um 20 % bis 25 % kann von den Herstellern von Speiseeis, den Gelatieri, nicht aufgefangen werden, wenn sie die hohe Qualität ihres handwerklich und nach alten Rezepten hergestellten Produktes bewahren wollen. Sie müssen daher gezwungenermaßen nachziehen und können die bisherigen Preise nicht „einfrieren“ und beibehalten. Das bedeutet, dass die erfrischenden Kugeln teurer werden müssen, will man nicht auf Qualität verzichten.

Auch die gestiegenen Energie- und Wasserkosten der letzten Jahre werden sich voraussichtlich auf die Kalkulation der Eispreise auswirken. Haben Sie sich je Gedanken gemacht, wie die Stromrechnung einer Eisdiele mit angegliedertem Eislabor, in dem die Maschinen rund um die Uhr arbeiten, sowie einer Kühllagerhalle für Obst und Milchprodukte mit Kühlschränken und einer Eisvitrine an der Theke aussieht? Auch das Gewicht spielt eine Rolle: 70 Cent sind bei einer Kugelgröße von einem Eigelb nicht unbedingt angemessen. Der Mensch ist jedoch so gepolt, dass er sich nur eines merkt: In dieser Eisdiele kostet die Kugel nur 70 Cent. Dass man dabei sehr wenig für sein Geld bekommt, daran erinnert sich niemand.

Deutschlandweit sind es mehr als 1.000 Gelatieri mit 2.200 Eisdielen, die sich dem 1969 gegründeten Verband der italienischen Eisproduzenten angeschlossen haben. Mit ihrer Qualitätsarbeit haben sie den Ruf und Beruf des italienischen Eiskonditors erheblich aufgewertet. Die Verwendung von unverfälschten und landestypischen Zutaten und die Frische der Herstellung ist ein wichtiges Anliegen des Dachverbands UNITEIS, der seit 1999 Mitglied des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) ist. 1991 hat Uniteis einen Manteltarifvertrag mit der Gewerkschaft NGG abgeschlossen, um die Mitarbeiter in der Eisdiele nach deutschen Tarifen einstellen und entlohnen zu können. Seit 2008 wird die zweijährige Berufsausbildung zum Speiseeishersteller in allen Bundesländern angeboten.

Unsere schönen Kindheitserinnerungen bleiben uns erhalten, das Objekt unserer Begierde ist jedoch nicht mehr vorhanden. Wenn wir jetzt und in Zukunft ein handwerklich und täglich frisch hergestelltes Qualitätseis essen wollen, müssen wir der Realität des Marktes ins Auge blicken und dafür einen angemessenen Preis bezahlen.

Berlin, 24.07.2013

Dr. Annalisa Carnio
Pressestelle Uniteis e.V.
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